Wer schreibt heutzutage noch Tagebuch?

Ich versuche es zumindest.

Jedes Jahr aufs Neue, jedes Jahr mit mäßigem Erfolg.

Vielleich ist nun endlich der Zeitpunkt gekommen, mich dem täglichen schriftlichen Festhalten des Vergangenen vorsichtig zu nähern... ein bisschen hier, auf dieser potentiell öffentlichen Seite, und mit dem "richtig" Privaten in meinem schönen Buchkalender von Terre des Femmes, der sonst gar keine Funktion mehr hätte (im Studium hat er mir allerbeste Dienste geleistet, aber jetzt reicht mir der elektronische Kalender in meinem Mobiltelefon).

 

Das Tagebuchführen an sich ist bei mir mit der traumatischen Erfahrung verknüpft, dass alle meine Tagebücher und Briefe von meiner Stiefmutter, die sie sich in meiner Abwesenheit durch eine List angeeignet hatte, durchgesehen, teilweise kopiert und mit gemeinen Kommentaren versehen meinen Geschwistern zu lesen gegeben wurden (jedenfalls behauptet sie das; die Frau behauptet viel und zuzutrauen ist ihr im Grunde alles). Die Kopien mit den Kommentaren hat sie mir damals (das ist fast dreißig Jahre her) mit der Post geschickt, ich habe sie kürzlich wiedergefunden (ich wusste gar nicht mehr, dass ich das noch hatte).

 

Nun habe ich mich gefragt, wer hier eigentlich die Oberhand behalten soll. Eine Person, die mir mit ihrer Wankelmütigkeit und krankhaften Eifersucht acht Jahre lang das Leben schwer gemacht hat, oder ich, die ich heute mehr als jemals zuvor selbst bestimmen kann, welchen Platz ich wem in meinem Leben einräume. Und weisst Du was?! Die Bestimmerin bin ich!